Leseprobe


Mit kräftigen Stössen zieht er die Ruder durch die Tiefe. Das
Holz taucht ein, taucht auf. Klatschen auf der Haut des Sees,
feine Spritzer. Seine Atemstösse, eine liebliche Melodie in meinen
Ohren. Das Muskelspiel seiner Arme! Er ist konzentriert, und
doch: Immer wieder wendet er mir seinen Blick zu, lächelt und
scheint trotz der Anstrengung vollkommen entspannt zu sein.
«Und, hast du jetzt Hunger?»
«Natürlich.»
Salamibrote, Pfefferminztee.
Scheue Blicke.
Gedörrte Zwetschen, süsses Fruchtfleisch.
«Zeig mir, ob du die Steine ebenso weit spucken kannst
wie ich!»
Wir spucken um die Wette, bis er sich neben mich setzt. Den
Arm um mich legt. Leicht und leise schlingert das Boot. Ich
rücke näher. Meine Lippen und seine. Untergehen in der Tiefe.
Lust.

Die alte Frau öffnet die Augen. Sie lächelt und geniesst das woh-
lige Gefühl, das der Traum in ihr hinterlassen hat. Nur noch einen
kleinen Moment will sie liegen bleiben und diese Leichtigkeit
geniessen, bevor sie sich für den Nachmittagstee bereit macht.
Sie schläft erneut ein.
Kein Traum.
Sie erwacht, bleibt bewegungslos liegen.
Dann richtet sie sich auf, stellt ihre Füsse auf den Teppich, geht
in kleinen Schritten zum Fenster und schaut in den Park, wo ihre
Enkel Verstecken spielen.